Rund 60 Personen sind der Einladung der Raiffeisen-Volksbank eG (RVB) in ihre Erlebnis- und Genussfiliale PIN* im Knodtschen Haus gefolgt, wo der ehemalige Fußball-Bundesliga- und Nationalspieler Uli Borowka seine Autobiografie „Volle Pulle. Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker“ vorgestellt hat. In einem sehr authentischen Vortrag hat Borowka unter anderem auf die Folgen und Gefahren von Suchtkrankheiten aufmerksam gemacht und offen über seine eigenen Erfahrungen als suchtkranker Profifußballer gesprochen.
Uli Borowka liest im PIN*
Aurich
Seine Bilanz ist dabei erschreckend: 16 Jahre Profifußballer, 16 Jahre Alkoholabhängigkeit, 14 Jahre Medikamentenabhängigkeit, anschließend drei Jahre Spielsucht. Sein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker konnte der Abwehrspieler, der als „Eisenfuß“ bekannt war und auch „die Axt“ genannt wurde, vor Fans und Öffentlichkeit jahrelang verheimlichen. Trotz Konsum von zum Teil großen Mengen an Alkohol stand er auf dem Fußballplatz, ohne dass seine sportliche Leistung davon beeinträchtigt wurde. Viele seine Mitspieler wussten von seiner Suchtkrankheit und hielten diese geheim. „Aus heutiger Sicht ist diese „Co-Abhängigkeit“ für mich ein falscher Schutz gewesen. Ich war aber damals ein Leistungsträger – und solange meine Leistung stimmte, konnte ich mir alles erlauben“, erklärt Borowka, der mit Werder Bremen zweimal Deutscher Meister und zweimal DFB-Pokalsieger wurde und als Höhepunkt seiner Karriere mit dieser Mannschaft 1991/1992 den Europapokal der Pokalsieger gewann. Nur ein paar Jahre später, nach dem Ende seiner aktiven Fußballkariere, folgte dann der Tiefpunkt seines Lebens – durch die andauernde Alkoholsucht hatte er alles verloren: „Meine Familie hatte mich verlassen. Mir blieb nur noch die Einsamkeit und der Alkohol, ich bin immer weiter in meine Sucht abgedriftet. Anfang 1996 wollte ich meinem Leben dann ein Ende setzen, was aber misslang.“ Im Jahr 2000 schaffte er es schließlich, nach einer viermonatigen stationären Therapie in einer Fachklinik seine Alkoholkrankheit zu besiegen.
Seit über 15 Jahren ist Borowka inzwischen trockener Alkoholiker und geht sehr offen mit dem Thema um. In der heutigen Gesellschaft sei es allerdings nicht einfach, nach einer solchen Beichte wieder integriert und akzeptiert zu werden. „Insbesondere finde ich es bedenklich, wenn ich mich rechtfertigen muss, weil ich keinen Alkohol trinken möchte“, erzählt der ehemalige Fußballprofi. Jeder Tag ohne Alkohol sei ihm heute wichtiger als alle Titel, die er als Fußballer gewonnen habe. Er habe seine Vergangenheit in seiner Autobiografie aufgearbeitet und sei nun mit sich selbst im Reinen: „In meinem Leben ist das Glas halb voll und nicht halb leer – austrinken werde ich es aber nicht.“