Bewegende Geschichte fasziniert Zuhörer

Aurich, 13.05.2014

Bestseller-Autorin Jennifer Teege liest in Wittmund, Remels und Aurich

Sie ist die Enkelin eines KZ-Kommandanten und hat erst mit 38 Jahren durch einen Zufall von ihrer Herkunft erfahren: Jennifer Teege hat dieses Familiengeheimnis in ihrem Buch „Amon – Mein Großvater hätte mich erschossen“ gemeinsam mit der Journalistin Nikola Sellmair aufgearbeitet und die Hintergründe ihrer Familiengeschichte recherchiert.

Auf Einladung der Raiffeisen-Volksbank eG (RVB) hat die Autorin nun in drei Veranstaltungen in Wittmund, Remels und Aurich aus ihrem Buch vorgelesen. Insgesamt rund 500 Zuhörer nahm sie dabei mit auf eine erschütternde Reise in die Vergangenheit zurück in die Gegenwart. Amon Göth, Teeges Großvater, ist als Schlächter von Plaszów und Gegenspieler des Judenretters Oskar Schindler aus dem Steven-Spielberg-Film „Schindlers Liste“ bekannt. Mehrere tausend Menschen sind durch den KZ-Kommandanten getötet worden. „Mich hat vor allem die Frage beschäftigt, wie mein Großvater so werden konnte“, erzählte Teege. Jennifer Teege ist die Tochter einer Deutschen und eines Nigerianers, ist in einem Kinderheim und später bei einer Adoptivfamilie aufgewachsen und hat nach dem Abitur vier Jahre in Israel gelebt und studiert. Die Hamburgerin war sich sicher: „Für meinen Großvater wäre ich wohl ein Schandfleck gewesen, der die Familienehre beschmutzt. Er hätte mich bestimmt erschossen, wenn er mich gekannt hätte.“ Sie hat ihn nie kennen gelernt, da er lange vor ihrer Geburt gehängt wurde.

Ihre Großmutter hingegen, die Lebensgefährtin von Amon Göth, hat Jennifer Teege gekannt und geliebt. Ruth Irene Göth war eine der ersten Bezugspersonen in ihrem Leben. Ruth Irene war in Amon Göth verliebt – bis zu ihrem Lebensende hing ein Foto von ihm über ihrem Bett. „Besonders ihre Beziehung zu Amon Göth hat mich verstört. Ich habe mich immer wieder gefragt, warum sie mit ihm zusammen war und wie ich mich an Stelle meiner Großmutter verhalten hätte“, berichtete Teege. Sie hat Quellen über ihre Großmutter gesammelt, um sich ein besseres Bild machen zu können und um sie so zu sehen, wie sie wirklich war. Im Jahr 1983 beging Ruth Irene Selbstmord.

Die einzige, die Jennifer Teege noch nach ihrer Familiengeschichte fragen konnte, war ihre Mutter Monika Göth, die sie jedoch viele Jahre nicht gesehen hatte. Bei der Aufarbeitung ihrer Ver-gangenheit schrieb sie ihre Mutter schließlich an und traf sich mit ihr.
 
Jennifer Teeges ganz persönliche Geschichte ging den Zuhörern sichtlich nahe. Sie las mit ruhiger Stimme, wie sie mit der Konfrontation mit ihrem Familiengeheimnis umging, wie sie nach Polen und Israel gereist war und die Orte der Vergangenheit aufgesucht hatte und wie sie nach der Entdeckung mit ihren jüdischen Freunden umging. Nach allen Lesungen war es zunächst ruhig im Saal, bevor Jennifer Teege den Zuhörern anbot, ihre Fragen zu beantworten. An allen drei Standorten gab es anschließend anregende und tiefgründige Gespräche mit dem Publikum.

Die RVB bietet verschiedene Kulturveranstaltungen wie Kunstausstellungen, Autorenlesungen oder Musikveranstaltungen an. Kulturinteressierte können sich gerne unter 04956 910-104 oder unter moin@meine-rvb.de melden, wenn sie zu derartigen Veranstaltungen eingeladen werden möchten.